
Schweiz profitiert von internationaler Zusammenarbeit
Okt. 2023Elektronisches Patientendossier
Nicht nur in der Schweiz wird die digitale Transformation des Gesundheitswesens vorangetrieben. Ein Blick auf andere europäische Länder zeigt, wie diese bei der Digitalisierung der Gesundheitssysteme aufgestellt sind. Vom Wissen und von der Erfahrung anderer Länder kann auch die Schweiz profitieren. Deshalb pflegt der Bund den internationalen Austausch.
Seit 2022 ist das elektronische Patientendossier (EPD) schweizweit verfügbar. Es wurde schrittweise und regional über Stammgemeinschaften eingeführt. Dies ist nicht zuletzt ein Resultat der föderalistischen Struktur der Schweiz: Die Gesundheitsversorgung ist Sache der Kantone. Da 26 verschiedene Lösungen in der Koordination jedoch zu aufwendig wären, wurde die Umsetzung des EPD regional organisiert. Aktuell gibt es acht (Stamm-)Gemeinschaften.
Unterschiedliche nationale Rahmenbedingungen
Länder mit zentral organisierten Gesundheitssystemen – etwa Frankreich oder Portugal – haben national einheitliche eHealth-Lösungen etabliert. Die portugiesischen Behörden zum Beispiel setzten früh auf die Nutzung digitaler Technologien. Heute ist ein Grossteil der Portugiesinnen und Portugiesen im nationalen Gesundheitsinformationsnetzwerk erfasst, in dem auch verschiedene eHealth Anwendungen etabliert sind. Zum Beispiel werden fast alle Rezepte elektronisch ausgestellt *1.
Die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, teils historisch bedingt, sind oft entscheidend für den Erfolg von Digitalisierungsvorhaben. In Estland beispielsweise wird die Digitalisierung des Gesundheitswesens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung aktiv vorangetrieben. Heute gehören das EPD und Anwendungen wie das eRezept bereits zum Alltag der estnischen Bevölkerung *2.
Vertrauen erleichtert Digitalisierungsvorhaben
Einer der zentralen Aspekte der Implementierung digitaler Gesundheitsanwendungen ist auch die Einstellung der Bevölkerung. Däninnen und Dänen beispielsweise sind gegenüber digitalen Anwendungen offen eingestellt. Das Vertrauen in staatliche Organisationen ist hier vergleichsweise gross, auch im Umgang mit persönlichen Daten. eHealth-Anwendungen wie eRezept und eMedikationslisten gehören in Dänemark längst zum Alltag und die meisten Gesundheitsfachpersonen nutzen diese Dienste regelmässig. So erfolgen zum Beispiel fast alle Überweisungen elektronisch *3.
EU fördert Datenaustausch unter Mitgliedsstaaten
Die Etablierung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen ist in erster Linie eine nationale Aufgabe der einzelnen Mitgliedsstaaten. Gleichzeitig unterstützt die EU diese Entwicklung unter anderem mit der Einrichtung von Plattformen für eine europäische Zusammenarbeit und mit finanziellen Fördermitteln. Um die zuständigen nationalen Behörden miteinander zu verbinden, wurde beispielsweise das sogenannte eHealth Network aufgebaut. Die eHealth Digital Service Infrastructure wiederum bietet den Mitgliedsstaaten eine Infrastruktur, die den sicheren, effizienten und interoperablen Austausch von personenbezogenen Gesundheitsdaten unter EU-Staaten ermöglichen soll. Mit Blick auf die Zukunft wird zudem der EU Health Data Space entwickelt. Dieser hat zum Ziel, einen gemeinsamen Rahmen mit einheitlichen Standards für die Nutzung von Gesundheitsdaten zu etablieren.
Von anderen lernen
Von den zahlreichen Erfahrungen zu digitalen Gesundheitsanwendungen aus anderen Staaten sowie von internationalen Plattformen können Bund und Kantone sowie deren Kompetenz- und Koordinationsstelle eHealth Suisse massgeblich profitieren. Entsprechend wird der Auf- und Ausbau von internationalen Kontakten stark gefördert und die Erkenntnisse fliessen in die weiteren Arbeiten ein.
eHealth Suisse, der Bund und die Kantone bemühen sich zudem darum, dass die Schweiz künftig den sicheren grenzüberschreitenden Austausch von digitalen Gesundheitsdaten gewährleisten kann. Dieser Austausch kann zum Beispiel dann von Vorteil sein, wenn jemand, der in der Schweiz ein EPD besitzt, sich im Ausland behandeln lässt. Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) orientiert sich deshalb an geltenden internationalen Standards. Auch der Verein Integrating the Healthcare Enterprise Suisse (IHE Suisse), Ableger der internationalen Initiative IHE, engagiert sich für einen weltweit verbesserten technischen Datenaustausch und die Interoperabilität von IT-Systemen im Gesundheitswesen, indem er die einheitliche Verwendung etablierter Standards vorantreibt.
Quellen
*1 Quelle: Bertelsmann Stiftung, 2018
*2 Quelle: Bertelsmann Stiftung, 2018
*3 Quelle: Bertelsmann Stiftung, 2018:
#SmartHealthSystems. Digitalisierungs strategien im internationalen Vergleich.